Über einen Besuch von Louis Moilliet

Mit Moilliet von Luzern nach Lenzburg, wo er zum ersten Mal meine Bilder sah. So beschämend Gutes sagt er, dass ich es kaum nicht geschmacklos finde, es in Stichworten wiederzugeben. Im Salon: Pariser Zimmer mit grauem Tisch und Blumen. Ausgezeichnet, höchst sensibel, jede Farbe klingt. Das Dunkelblau, der Teller mit den roten Früchten. Blumen und Pfirsiche auf blauem Grund: prachtvoll, entzückend. Dir sit en Donnerwätter, Dir stecked üs emal später alli y -. Wie die Pfirsiche gemalt sind. Cézanne hätte sich nicht geniert, seinen Namen dazuzusetzen. Es gibt von ihm Aquarellfrüchte, die nicht besser gemalt sind. In meinem Zimmer: grosse Komposition, sehr schön, Obstteller. Flamingobild: rosa Gladiolen, 2 Zinnien, Disteln. Enorm festlich, beschwingt. In jedem Teil rein malerisch. Pfirsiche auf blauem Grund. Wunderbar. Es macht mir riesige Freude, Ihre Bilder zu sehen. Seit Ernest Schiess sah ich in der Schweiz nie mehr diese Spontaneität und differenzierte und sensible Farbe. Ich glaubte, man müsse nach Paris gehen, um solches zu sehen. Romanisches Empfinden. Bibliothek: Blumen vom Sommer 35: noch nie die Blumen seele so zur Darstellung gebracht. Ganz entmaterialisierte Farbe. Tuberosen, herrlich. Und immer bewahren Sie Grösse. Beglückende Malerei. Sehr kultiviertes Sehen. Ich wollte, ich hätte Ihre Augen. Landschaften noch nicht so weit entwickelt wie die Blumen. Das Porträt müsste Ihnen sehr liegen. Porträt Marguerite Remund: sehr spontan, unbeeinflusst, völlig ungehemmt (was sehr wichtig ist, auf was ich achten soll; doch das Sehen wird mich vor Allzu bewusstem bewahren). Stände Bonnard unter dem Bild, würde man ihm den Wert von 4-5 Mille geben. Moilliet kann sich kaum von den Bildern trennen, die für ihn ein neues Erlebnis sind. Alles reinste Malerei. Es war für ihn eine grosse Freude. Für mich natürlich auch, sie ist Bestätigung der Arbeit eines Sommers.